Ein grenzenloses Abenteuer hatte 22 junge Menschen der Ev. Jugend An Nahe und Glan gepackt: 70 km Wandern, 48 km Fahrrad- und 11 km Kanufahren, Übernachtungen im Zehntausendsterne-Hotel und fast so viele Sternschnuppen, unendlich viele fröhliche, motivierende, witzige, tiefe Gespräche (ja, auch mal ein kurzes Fluchen und Verzweifeln während den langen Wanderungen) und intensive Begegnungen mit Menschen und Zeitzeugen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Zehn Tage lang bewegte sich die Gruppe zu Fuß, per Fahrrad und Kanu am Grünen Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze vom Schaalsee bis zur Ostsee. Begleitet und unterstützt wurden die jungen Menschen von Anika Weinsheimer und Gianluca Giongo vom Ev. Jugendreferat des Kirchenkreises An Nahe und Glan.
Die ehemalige innerdeutsche Grenze zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein hat die Gruppe in dieser Zeit häufig gekreuzt. Wenige sichtbare Spuren sind noch zu finden. Gedenkstätten und Stelen weisen aber immer wieder auf das einmal geteilte Deutschland hin. Im Grenzhus in Schlagsdorf wurde der Gruppe unter dem Thema „Eingrenzen und Ausgrenzen“ deutlich gezeigt, welche dramatischen Geschichten es gegeben hat und welche Folgen die mehr als gut gesicherten Grenze für die Menschen in der ehemaligen DDR, aber auch im westdeutschen Grenzgebiet hatte. In der Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup erlebte die Gruppe durch Zeitzeugen hautnah, welche Bedeutung der damalige Grenzübergang für die Menschen vor Ort hatte. Im Bereich der ehemaligen Grenze zwischen Ost und West (Eiserner Vorhang) in Europa konnte sich aber auch aufgrund der Nutzungsruhe und Abgeschiedenheit über Jahrzehnte ein zusammenhängendes Band von zum Teil wertvollen Biotopen entwickeln, das heutige „Grüne Band“. Die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt des Grünen Bandes beeindruckte die Jugendlichen sehr und ließ sie zwischen Workshops, Zeitzeugengesprächen und Museumsbesuchen beim Laufen, Radeln und Kanufahren einmal kräftig durchatmen.
Partizipation wurde im Rahmen des Projektes ganz großgeschrieben und konsequent gelebt. So haben die jungen Menschen in einem Planungsteam im Vorfeld das Programm, die Unterkünfte und die Mobilität mitgeplant und -organisiert. Vor Ort gab es wechselnde Tagesmoderationen und zwei thematische Workshops durch die Jugendlichen selbst. Im Rahmen der Selbstverpflegung wurde auch in Kleingruppen selbst gekocht und die Abende mit einem spirituellen Impuls ausklingen lassen. Jeden Abend fand eine intensive Tagesreflexion statt. „Es geht dabei darum, dass durch die Reflexion der gemachten Erfahrungen, Bildungsprozesse bei jedem einzelnen angestoßen werden. Die jungen Menschen analysieren kritisch ihre Erlebnisse, um sich dann ein Urteil zu bilden. Die Jugendlichen können außerdem erkennen und kritisch benennen, wie sie selbst aktiv partizipiert haben. Das nennt sich dann Demokratiebildung,“ so Anika Weinsheimer vom ev. Jugendreferat.
Die jungen Menschen und ihre pädagogischen Begleiter*innen haben vieles zu schätzen gelernt: respektvoller und hilfsbereiter Umgang miteinander, die motivierende Kraft einer Gruppe, gemeinsam etwas zu schaffen, bedingungslose Gastfreundschaft in Dassow, wo die Gruppe in einem Privatgarten ihre Zelte aufschlagen durfte und vor allem die Demokratie, in der die Menschen in Deutschland leben dürfen. „Die Geschichte und Geschichten, die ich auf dieser Reise hören durfte, haben mir deutlich gemacht, wie wertvoll es ist, in Freiheit und Demokratie aufwachsen und leben zu dürfen,“ fasste ein Teilnehmer seine Erfahrungen zusammen.