Am Sonntag, 04. März 2018 um 17.00 Uhr findet im Haus der Begegnung in Meisenheim, Saarstraße 3, eine Veranstaltung mit Esther Bejarano und der Microphone Mafia statt.

„Ihr habt keine Schuld an dieser Zeit … Aber ihr müsst alles wissen, was damals geschah und warum es geschah.“

Esther Bejarano, geboren 1924 in Saarlouis als Tochter eines Oberkantors, ging durch die Hölle von Auschwitz und Ravensbrück. Sie ist eine der letzten Überlebenden des Mädchenorchesters Auschwitz. Ihre Botschaft ist eine, die nicht überrascht, eine, die nachfolgende Generationen oft gehört haben, derer sie vielleicht auch ein wenig müde geworden sind: Es darf nie wieder passieren. Dass die Nazis komplette Bevölkerungsgruppen ausrotten, weil sie einer bestimmten Religion angehören, das gleiche Geschlecht lieben oder behindert sind. Deshalb ist sie Mitglied geworden bei der Microphone Mafia, sie wollte die Jugend erreichen. Kölner Jungs aus dem italienischen und türkischen Arbeitermilieu haben die Band gegründet. Mittlerweile sind die Jungs zu Männern geworden, die weiter über ihr Kölner Viertel und die Probleme auf der Straße und den Spagat zwischen Deutschland und ihren Herkunftsländern rappen. Esther Bejarano holten sie vor jetzt 10 Jahren dazu. Sie nahmen eine eigene Platte auf: „Per la vita“, ein Mix aus den musikalischen Einflüssen verschiedener Länder, italienische Arbeiterlieder, jüdische Volkslieder, griechische Widerstandslieder oder türkische Gedichte aus dem Exil: Sie legten einen Beat drunter, rappten dazu. Esther Bejarano sang die Melodien oder las ihre eigenen Texte. Die zweite Platte folgte 2013: La vita continua. Viele Musiker sagen irgendwann in ihrer Karriere diesen einen Satz: Die Musik hat mir das Leben gerettet. Sie meinen damit, dass die Musik sie befreit hat, ihnen aus einer Krise herausgeholfen hat, als sie nicht mehr wussten, wie es weitergehen soll, weil eine Liebe zerbrach, was auch immer. Esther Bejarano sagt diesen Satz auch. Sie überlebte das Vernichtungslager Auschwitz: Ein Mädchenorchester sollte her, die Polin, die es leiten sollte, suchte Musikerinnen. Instrumente gab es genug, eine Beute der Nazis. „Klar kann ich Akkordeon spielen“, sagt sie und ist drin. „Die rechte Hand war kein Problem“, erklärt sie heute. Das ist wie beim Klavier. Aber die linke, diese Knöpfe mit den Akkorden, wo ist C-Dur? Wo G-Dur? Nach etwas Üben und Hören beherrscht sie das Instrument, das sie nie zuvor gehalten hat. Sie sagt „Das war eigentlich das Schlimmste, was mir widerfahren ist in Auschwitz. Du konntest gar nichts machen. Du musstest spielen, und du wusstest genau, dass diese Menschen in den Tod gehen. Nur sie wussten es nicht. Sie haben dich angeschaut, angelächelt, und wahrscheinlich gedacht: Wo Musik ist, da kann uns nichts Schlimmes widerfahren. Bis heute sehe ich diese Bilder der Menschenkolonnen vor mir, die in den Tod gingen.“ Wenn sie gefragt wird, ob es ihr nicht langsam zu viel wird, immer wieder ihre Geschichte zu erzählen, sagt sie Nein! Es muss sein. Nazis gab es damals, Nazis gibt es heute. „Wenn ich sterbe, wird es Menschen geben, die meine Geschichte weitererzählen, eine neue Generation. Es ist eben nicht langsam gut mit Auschwitz.“

Esther Bejarano und die Mikrophone Mafia touren bereits seit 10 Jahren durch Deutschland, Europa und die Welt. In ihrem Jubiläumsjahr machen sie am Sonntag, 04.03.2018 um 17.00 Uhr Halt im Haus der Begegnung in Meisenheim. Ein außergewöhnliches Programm gegen Rassismus und Rechtsradikalismus für alle Generationen, präsentiert in besonderer Hiphop-Folklore. Der Eintritt ist frei – um Spenden wird gebeten.

Die Veranstaltung ist eine Kooperationsveranstaltung von Träger- und Förderverein der Synagoge Meisenheim e.V. und der Ev. Jugend An Nahe und Glan statt und wird gefördert durch den lokalen Fonds „Kreuznach für Vielfalt“.