Freiwilligendienst: Für ein Jahr nach Ruanda
Arbeit im Schulzentrum mit Kindern und Jugendlichen
Nun ist es endlich so weit und das Ziel, eine Bildungseinrichtung der Eglise Presbytérienne au Rwanda (EPR) in Remera Rukoma, auf dem Land 33 Kilometer westlich der Hauptstadt Kigali, rückt in greifbare Nähe. Vom Kindergarten bis zur weiterführenden Schule reicht das Angebot des Schulzentrums und Marie Sophie Gerth wird dort mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. „Ich bin sehr gespannt, was von mir erwartet wird“, erklärt sie. Dabei betont sie: „Ich bin keine Lehrerin.“ Doch es werden sich andere Betätigungsfelder auftun, denn von den Freiwilligen wird Eigeninitiative erwartet. „Das wird eine spannende Herausforderung, sich selbst Aufgaben zu suchen“, meint sie.
Seit vielen Jahren in der Jugendarbeit aktiv
Kirchliche Jugendarbeit ist für Marie Sophie Gerth schon seit vielen Jahren Teil ihres Lebens. Fragt man sie nach ihren Hobbies, so spielen in ihrer Auflistung Reiten oder Kickboxen sowie Geigenspiel eher Nebenrollen. Schon mit 14 Jahren engagierte sie sich in der Kinder- und Jugendarbeit ihrer Kirchengemeinde Roxheim-Hargesheim. Sie begleitete als Teamerin Kinderfreizeiten, übernahm nach und nach mehr Verantwortung mit eigenen Workshops und wuchs auch in die politische Jugendarbeit der Evangelischen Jugend An Nahe und Glan sowie der Landeskirche hinein. Bildungsreisen nach Amsterdam oder in das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz trugen dazu bei.
Mitarbeit an Konzeption der Jugendarbeit
In den letzten zwei Jahren wirkte sie mit im Organisationsteam der „Meile für Demokratie“ oder beim Zukunftskongress MH 22 der Evangelischen Jugend im Rheinland. Sie arbeitete an der neuen Konzeption der Jugendarbeit des Kirchenkreises mit und vertrat deren Ziele zusammen mit Gleichaltrigen selbstbewusst im Kreissynodalvorstand und vor der Kreissynode. Sowohl der Kirchenkreis als auch die Kirchengemeinde unterstützen ihren Freiwilligendienst mit Zuschüssen.
Kein „Weiße-Retter-Komplex“
Die intensive Vorbereitung auf den Auslandseinsatz mit mehreren Online-Seminaren hat Marie Sophies Vorstellungen von einem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst gewandelt. Behutsam wurden die jungen Leute von der VEM mit den Themen Rassismus in Kirche und Gesellschaft oder „White Saviorism“ vertraut gemacht. Dieser „Weiße-Retter-Komplex“ beschreibt die hierzulande immer noch gängige Überzeugung, die Menschen in den Ländern des Südens könnten sich nicht selbst helfen, sondern benötigten Unterstützung der überlegenen weißen Weltbevölkerung. „Ich gehe nicht als weiße Deutsche nach Ruanda, um dort zu helfen“, stellt Marie Sophie klar. Sie möchte mit traditionellen Vorstellungen und Klischees aufräumen und wird dazu regelmäßig Rundbriefe über ihre Tätigkeit in Ruanda veröffentlichen und einen Blog bestücken.
Interkultureller Austausch ist kein Urlaub
Auch was ihren Einsatzort betrifft, hat die junge Frau einen Sinneswandel vollzogen. Sie hatte sich vorgestellt, etwa in einem Waisenhaus in einem als Urlaubsziel attraktiven Land zu arbeiten. „Als dann der Vorschlag Ruanda gemacht wurde, musste ich erstmal darüber nachdenken“, bekennt sie. Doch die Informationen über Kultur und Geschichte des ostafrikanischen Landes haben sie rasch überzeugt. „Ich gehe nicht dorthin, um Urlaub zu machen, es geht mir um den interkulturellen Austausch“, unterstreicht sie. „Man weiß eigentlich wenig über Ruanda, dabei ist es ein total spannendes Land und ich freue mich darauf, die Menschen dort kennenzulernen.“
Nach Ruanda geht es zu Medizinstudium
Marie Sophie Gerth ist eine strukturierte junge Frau. Deshalb überrascht es nicht, dass sie auch für die Zeit nach Ruanda bereits ein Ziel vor Augen hat: Ein Medizinstudium. Ein Studienplatz ist für sie bereits reserviert.Wer sich für die ehrenamtliche Arbeit von Marie Sophie Gerth in Afrika interessiert und über einen Rundbrief informiert werden möchte, erreicht sie per Mail unter mariesophie_g@web.de